ab 19.30 Uhr im Café Yellow: ARTSENALE sticht in See und an jedem Hafen, den wir ansteuern, vergrößern wir unsere Besatzung. Wie wir das machen? Die bei ARTSENALE ausgestellten Werke stehen dem gegenseitigen Austausch offen gegenüber. Das bedeutet, ihr „Preis“ bestimmt sich in direktem Kontakt zwischen dem Künstler und demjenigen, der sich für das Werk interessiert (Gegenleistungen können andere Kunstwerke oder Handwerksgegenstände sein; aber auch monetärer Art oder was immer man sich vorstellen kann…). Durch den Austausch von Kunstwerken (oder anderer Tauschobjekte, je nachdem) verändert und erweitert sich die Ausstellung ARTSENALE also in jedem Hafen, den sie auf ihrer Rundfahrt anläuft. Eine Reise die mit fünf Abenteuerlustigen begann, mündet so schließlich in einen ganzen Kosmos des sich wechselseitig bereichernden kreativen Austauschs von Kunstschaffenden, die sich das Ziel gesetzt haben, gemeinsam, in einem Boot über die Grenzen des eigenen Horizonts hinauszusegeln. Sobald die Fahrt zu Ende geht, finden die Werke ihren Weg zurück in die Hände derer, die sie erschaffen haben. Der Kurs ist gesetzt, um einen alternativen Weg zu gehen. Auf wogenden Wellen lassen wir uns vom Wind in unseren Segeln treiben – statt in den staubigen Dünen des Kunstmarktes zu verdursten.
MANIFEST
Die Ursprünge des Arsenal von Venedig gehen bis in die Antike zurück. Der Bau begann bereits im Jahre 1104, seine aktuelle architektonische Struktur erhielt die berühmte Werft jedoch während der Renaissance, als sie zur, für diese Zeit, bedeutendsten Schiffsmanufaktur des vorindustriellen Europas wurde. Von ihr ausgehend unternahmen die venezianischen Kapitäne ihre spektakulären Fahrten, die sie zunächst durch die engen Kanäle der Stadt und bald darauf hinaus auf die Weltmeere führten. Im Jahre 1732 widmete der italienische Maler Giovanni Antonio Canal, besser bekannt als „Canaletto“, eines seiner Bilder einem der beiden Türme des Arsenals, welche das „Porta Magna“ , das Haupttor zur Werft, flankieren. Zwei Jahrhunderte nach dem Tod Canalettos, an der Schwelle des neuen Jahrtausends, erdachte der kanadische Künstler Gregory Colbert das „Museo Nómada“, eine Art Wanderausstellung, welche sich ständig verändert und weiterentwickelt, ihr Konzept und ihre Inhalte an die wechselnden Orte anpasst und somit den unterschiedlichen Werken, auf ihrem Weg um die Welt, temporär eine Plattform bietet. Die Reise Colberts und seines fahrenden Museums begann ebenfalls, wie schon viele andere visionäre Abenteuer zuvor, im Arsenal von Venedig.
– Artsenale hat es sich, genau wie die venezianische Werft und Colberts Museum, zur Aufgabe gemacht, eine Reise zu initiieren. An Bord befindet sich eine Sammlung eigenständiger Formen schöpferischen Ausdrucks und menschlichen Handelns, begleitet von noch im Schaffensprozess begriffenen Werken und solchen, die einer permanenten Transformation unterworfen sind. Nach der Fahrt durch zunächst noch enge Kanäle wird auch diese Unternehmung sich unter den Herausforderungen der offenen See bewähren müssen.
– Artsenale hat es sich zur Aufgabe gemacht, kreativen Raum für freien, künstlerischen Ausdruck zu schaffen, sowie einen kritischen, künstlerischen und materiellen Austausch zu ermöglichen, auf dessen Grundlage alternative Formen von Konsum und Produktion kultureller und künstlerischer Wirklichkeit neu gedacht werden können.
– Artsenale macht es sich zur Aufgabe die Segel zu setzen, um zu neuen Ufern aufzubrechen: zu Orten der Selbstbestimmung , losgelöst von den Fesseln der Konvention ankern wir vorübergehend an verschiedenen Stränden fernab der Realität, lassen den aktuellen Stand der Dinge, die Gesellschaft und das Systems in dem wir leben hinter dem Horizont verschwinden und uns nicht weiter von ihnen belästigen. Getrieben werden wir an Orte an denen die Kunst ein weiterer Aspekt des Lebens ist, ein zwar wichtiger aber lediglich zusätzlicher Aspekt.